Liebe Freunde und Gönner von Bergheim Süd-West,
heute möchte ich mit einem Zitat aus „Wilhelm Tell“ von Friedrich Schiller beginnen:
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.
Vor einigen Wochen hatte ich ein Gespräch mit einem älteren Herrn marokkanischer Herkunft. Vom Sehen her kannte ich ihn schon länger, meist sprachen wir nur kurz über belanglose Dinge. Diesmal aber fragte er mich, ob ich Zeit für eine Tasse Kaffee hätte. So gingen wir in eine Bäckerei und setzten uns zu einer Tasse Kaffee an einen Tisch.
Zuerst redeten wir über Arbeit, Wetter und Familie, Smalltalk eben. Dann fragte er mich: du bist doch in Bergheim Süd-West tätig, mit vielen Ausländern und Deutschen zusammen. Wie ist das Zusammenleben bei euch? Ich erzählte, dass es im Zusammenleben und Miteinander schon viele Fortschritte gibt. Es wäre aber noch viel zu tun. Auch beim Verständnis der verschiedenen Kulturen und Lebensweisen ist noch Nachholbedarf. Leider würden Missverständnisse manchmal zu Feindseligkeiten oder sogar zu Tätlichkeiten führen. Das fängt schon bei den Kindern und Jugendlichen an.
Irgendwann fragte ich ihn was er denn von radikalen Muslimen hält und ihrem Anspruch auf die einzig wahre Religion. Wir waren nun mittendrin in einem heiklen Thema, dachte ich. Er blieb aber gelassen und antwortete, dass der größte Teil der islamischen Bevölkerung nichts mit den Radikalen zu tun haben möchte. Sie möchten ihren Glauben in Frieden ausüben, respektiert werden und respektieren durchaus auch andere Glaubensrichtungen. Den Radikalen ginge es nur um Macht und Geld, nicht um Religion. Im Übrigen wäre es im Christentum früher auch so gewesen. Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile darüber und stellten fest, dass unsere Ansichten darüber gar nicht so viel voneinander abwichen. Wir beide waren der Meinung, dass jeder Mensch so leben dürfe, wie er es für richtig hält. Ohne dabei die Rechte und Bedürfnisse eines Anderen zu schmälern.
Warum erzähle ich das hier in einem „Weihnachtsbrief“? Jetzt kommt wieder die besinnliche Zeit: Feiertage, Urlaub und Ferien. Nicht zu vergessen der Jahreswechsel. Vielleicht ergibt sich ja mal eine ruhige Viertelstunde um über das Zusammenleben mit anderen Menschen nach zu denken und was jeder persönlich dazu beitragen kann.
In diesem Sinne wünsche ich Euch und Ihnen allen eine friedliche Weihnachtszeit und ein gutes Ankommen im Jahr 2013. Es wird bestimmt ein aufregendes Jahr mit einem spannenden Prozess zur Weiterführung unseres FuNTASTIK. Da liegt noch viel Arbeit vor uns.
Ganz herzlich bedanken möchte ich mich bei allen Vereinsmitgliedern und den Vorstandskolleginnen und Kollegen, für die viele Zeit und Arbeit die sie auch in diesem Jahr wieder zum Wohle der Menschen in unserem Stadtteil geleistet haben.
Herbert Vetter
Vorsitzender SüdWestWind e.V.