Reportage: KulturWind XVIII – Der Funke sprang über

Dennis Vlaminck las aus seinem Roman Domfeuer

Am 21. März 2014 las der Bedburger Autor Dennis Vlaminck zum letzten Mal aus seinem Roman Domfeuer. Dass er dies im Bürgerzentrum FuNTASTIK tat, freute den SüdWestWind und die Kulturkreisler als Veranstalter ganz besonders. Ca. 45 interessierte Zuhörer waren im großen Saal versammelt. Gebannt lauschten sie der Stimme des Autors, der sie in das mittelalterliche Köln versetzte. Sehr schnell sprang buchstäblich der Funke über.

Die historisch belegte Katastrophe des missglückten Teilabbruchs des alten Kölner Doms durch ein Feuer war Ausgangs- und Höhepunkt der Haupthandlung, die Vlaminck mit zahlreichen Charakteren ausgestattet hatte und die sowohl im Positiven als auch im Negativen alle Normen sprengten. Nach kurzer Einführung in das Jahr 1248 wurde man zunächst mit Werkmeister Burkhart bekannt gemacht, der sich selber auch den ‚Meister der Zerstörung’ nannte und der es als größte Ehre empfand, das ehrwürdigste und schönste Haus Kölns dem Erdboden gleich zu machen, um damit Raum für eine noch größere und prachtvollere Kathedrale zu schaffen. Leider kam er dieses Mal aus seinem Arbeitsplatz im Stollen nicht mehr heraus. Der Teufel hatte wohl seine Hand im Spiel und Werkmeister Burkhart war das erste Mordopfer in diesem Krimi.


Fotos: H. Vetter und U. Schlößer

Blutrünstig sollte es weiter gehen, denn am Tag des Heiligen Vitalis (28. April 1248) traf der Hafenarbeiter Paulus auf einen unheimlichen Fremden, der ihn mit fadenscheinigen Argumenten dazu veranlasste, ihn zu den drei reichsten Kaufleuten zu führen, die der Fremde meuchlings ermordete und schlimmer noch, Paulus als Mörder dastehen ließ. Blutbesudelt und mit der Mordwaffe in der Hand wurde seine Lage immer aussichtsloser, wenn da nicht Jenne auf dem Plan erschienen wäre, die eine Idee hatte, wie sie Paulus mit Hilfe eines Waschzubers aus der Stadt und damit aus der Gefahrenzone bringen konnte. Jenne hatte nämlich den rettenden Einfall, den Bottich als Boot auf dem Duffesbach einzusetzen, um später in den Rhein zu gelangen. Das war natürlich ein aufregendes Unterfangen und ging mit vielen Hindernissen einher.

Dennis Vlaminck las auch eine – wie er meinte – eher heitere Szene vor, von denen es tatsächlich nicht wirklich welche gab. Hier handelte es sich um eine Wurzelbehandlung, die ein so genannter Zahnbrecher vor johlendem Publikum vollzog. Im Mittelalter glaubte man, dass es sich bei der Zahnwurzel um einen Wurm handelte. Die Tortur fand auf dem Heumarkt statt. Der Patient wurde an einen Eichenstuhl gefesselt, seine Stirn mit einem Gurt fixiert und in seinem Mund steckte ein Kieferspreizer. Als Erklärung für die johlende Zuschauermenge konnte nur die Tatsache gelten, dass es sich bei dem Patienten um den Büttel (Gerichtsbote/ Häscher) der Stadt handelte, der sich bei seinen erbarmungslosen Amtshandlungen den Zorn der Bürger zugezogen hatte. Viele Kapitel mussten wegen der limitierten Vorlesezeit übersprungen werden. Letztendlich kam Dennis Vlaminck auf das Hauptgeschehen zurück, nämlich die gezielte Niederlegung des alten Doms. Der bekannte Dombaumeister Gerhardt musste hierbei auf seinen besten Fachmann, Werkmeister Burkhart, verzichten. Welche Intrigen, Ränke und Urgewalten im Nachhinein offenbar wurden, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Nur noch, dass 19 Zuhörer den Kriminalroman Domfeuer an dem bereitgestellten Büchertisch gekauft haben. Andere besaßen ihn bereits und waren nur deshalb gekommen, weil es immer wieder Freude macht, einer Geschichte zu lauschen, besonders aber, wenn sie von einem Bauwerk handelt, das so berühmt und einzigartig ist wie der Kölner Dom. Dennis Vlaminck erntete großen Applaus und signierte alle Bücher zur Erinnerung an den interessanten Abend.

Für den SüdWestWind
Ursula Schlößer