Petra Hammesfahr brilliert mit ihrem Roman „Fremdes Leben“
Voller Gefühl gelang die Einstimmung auf die 35. KulturWind-Veranstaltung im FuNTASTIK am 23. Februar 2018. Christian Kaltchev spielte die Arabesque in E-Dur von Debussy auf dem über 100 Jahre alten Klavier. Das hoffnungsvolle Nachwuchstalent aus Bedburg ist 17 Jahre alt und schreibt zurzeit sein Abitur am Silverberg Gymnasium. Sein Wunsch ist es, nach erfolgreicher Abiturprüfung Klavier zu studieren.
Im gut besetzten Bürgerzentrum herrschte andächtige Stille, als Stargast Petra Hammesfahr, Bestsellerautorin aus Kerpen, mit ihrer Lesung aus dem Buch ‚Fremdes Leben‘ begann.
Petra Hammesfahr servierte schwere Kost, denn sie katapultierte die Zuhörer aus dieser leicht verträumten Impression auf die Intensivstation eines Krankenhauses. In der ersten Szene erwacht eine Frau nach zweijährigem Koma. „Das Licht war grell und stach schmerzhaft ins linke Auge.“ Allmählich wird sie sich ihrer fürchterlichen Verletzungen und Gebrechen bewusst. Doch ebenso gravierend ist die riesige Lücke in ihrem Gedächtnis. Sie weiß nicht, wie sie in diesen Zustand geraten ist. Man spricht sie mit Claudia Beermann an, obwohl sie fest davon überzeugt ist, Cilly Castrup zu heißen. Außerdem quälen sie wüste Phantasien. Sie sieht sich auf dem Rücksitz eines SUV in einen Steinbruch abstürzen. Hatte der Fahrer unter fadenscheinigem Grund wissentlich das Auto verlassen und zugeschaut, wie es mit ihr langsam dem Abhang zurollte, obwohl er leicht hätte wieder einsteigen und das Unheil abwenden können? War sie also einem Mordkomplott zum Opfer gefallen?
Sie sieht noch eine zweite Person und einen Obdachlosen, der wohl durch seine Anwesenheit ihren Tod verhindern konnte, da die vermeintlichen Mörder Polizei und Krankenwagen informieren mussten. Vor allem hört sie eine weibliche schrille Stimme: „Mach sie tot! Mach sie tot!“. Sie kann kaum sprechen, hat keine Zähne mehr im Mund und ihre Kehle brennt. „Das kommt durch die Trachealkanüle, durch die sie lange Zeit beatmet wurden“, wird ihr erklärt. Dabei bekommt sie Visionen von einer Horrorszene, in deren Verlauf ihr diese herausgerissen wurde. Aufgewühlt fragt sie sich, ob man weiter an dem Plan ihrer Ermordung festhält. Offenbar leidet sie an einer retrograden Amnesie…
Fotos: Schlößer, Broich-Jansen, Joachim Röhrig, mit freundlicher Genehmigung
Petra Hammesfahr ist dafür bekannt, dass ihre Romane gespickt sind mit Fachausdrücken aus den Bereichen Medizin, Psychologie, Forensik, sämtlicher polizeilichen Untersuchungsmethoden usw. Selbstbewusst berichtet sie von sich, dass sie keinerlei Universitätsstudium absolviert und sich alle Kenntnisse im Laufe der Zeit im Selbststudium angeeignet hat. Sie ist die klassische Autodidaktin.
Petra Hammesfahr schreibt seit ihrem 17. Lebensjahr. Ihren Durchbruch hatte sie 1989 mit einer Kurzgeschichte, die sie an das Männermagazin Playboy schickte und die dort veröffentlicht wurde. 1991 erschien der Roman ‚Die Frau, die Männer mochte‘. Petra Hammesfahr hat viele Fans; neuerdings auch in den USA, wo ihr Roman ‚Die Sünderin‘ zu einer Mini-Serie verarbeitet wurde, die in diesem Jahr auf der Vorschlagsliste für den ‚Golden Globe‘ gelandet ist.
Das Publikum im FuNTASTIK war wieder einmal restlos begeistert. Wie zu vernehmen war, gab es einige Zuhörer, die im Besitz sämtlicher bisher veröffentlichten Romane waren und sehnlichst auf den Erscheinungstermin für das neue Buch „Als Luca verschwand“ warten, der auf den 12. März diesen Jahres festgelegt ist.
Für den SüdWestWind und die Kulturkreisler:
Ursula Schlößer