Nachmittags ins Museum führte uns die 41. KulturWind-Veranstaltung am 08.11.2019.
Bei spät-herbstlichem Sonnenschein begab sich die interessierte Teilnehmergruppe vom FuNTASTIK aus zu Fuß auf den Weg zum Museum BERGHEIMAT. In der Zeissstraße hielten wir an, denn dort ist seit kurzem aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der Arbeiterwohlfahrt die Frontfassade der Geschäftsstelle mit dem Portrait der Gründerin Marie Juchacz geschmückt. Der Kölner Künstler Thomas Baumgärtel, bekannt als der Bananensprayer, hat sein Kunstwerk auf einen roten Hintergrund gemalt.
Aus dem Teilnehmerkreis erfuhren wir, dass Marie Juchacz nicht nur im Jahre 1919 die Arbeiterwohlfahrt begründet hat sondern auch als erste Freie und Gleiche eine Rede vor der Weimarer Nationalversammlung hielt. Wer es noch nicht wusste, war entsprechend beeindruckt.
Das war jedoch nur der Anfang einer Lehrstunde, die Astrid Machuj nach Ankunft im Museum bot. Die mittelalterlich Gewandete begrüßte uns herzlich und entführte uns erwartungsgemäß in die Welt des Mittelalters…
Der Altkreis Bergheim bestand damals aus den Städten Elsdorf, Bedburg, Kerpen und Bergheim. Um den Bekanntheitsgrad dieser so sorgfältig vorbereiteten Ausstellung zu erweitern, wurden jedoch alle im Erftkreis befindlichen Schlösser mit einbezogen, von denen es sage und schreibe 50 an der Zahl gibt bzw. gab. Nicht alle sind erhalten, doch allein die historische Bedeutung zählt, um ein Gesamtbild von dieser spannenden Region zu bekommen.
Astrid Machuj gab Infos zu den zahlreichen Bauwerken, aber auch zu dem 150 Jahre bestehenden Gestüt Schlenderhan in Quadrath-Ichendorf, einem der bedeutendsten deutschen Vollblutgestüte, und der Bergheimer Burg. Letztere existiert ja leider nicht mehr. Später wurden die Burgen und Schlösser auch im Rahmen eines Filmvortrags vorgestellt.
Die Ausstellung präsentiert wertvolle Exponate aus Adelshäusern, wie Ritterrüstungen und z.B. ein 150 Jahre altes Tafelgeschirr als Leihgabe von Schloß Lörsfeld. Allgemeine Bewunderung fanden auch die Portraits von Mitgliedern gräflicher Familien. Zu sehen sind auch Strümpfe aus dem Nachlass von Baronin Marie Alexandrine, Freiin von Vetsera sowie ein Spiegel und weitere ihrer persönlichen Habseligkeiten. Sie war die Geliebte von Kronprinz Rudolf, dem Sohn von Kaiserin Elisabeth (genannt Sisi) und lebte vor ihrem gemeinsamen Selbstmord mit dem Kronprinzen auf Schloß Meyerling einige Jahre auf Schloß Harff. Die Nachfahren der Grafenfamilie Mirbach-Harff sind heute in Grevenbroich-Neurath beheimatet und steuerten eine Anzahl von Preziosen bei, u.a. Portraits, Schmuckstücke, Spiegel, Haarbürste, Taschenuhr und Kleidung von Marie Alexandrine.
Bewunderung fand auch die 400 Jahre alte Eichentruhe (die Manöverkiste des Reiter-Generals Jan von Werth), die dieser im 30-jährigen Krieg mit sich führte. Diese konnte aus Sicherheitsgründen leider nicht geöffnet werden. Lange befand sich die Kiste auf Schloß Schlenderhan, jetzt aber auf Schloß Frens, von wo aus sie zur Verfügung gestellt wurde.
Die Schlafgewohnheiten des Mittelalters waren durch das Modell eines mittelalterlichen Bettes versus Strohlager für die Bauern dargestellt. Das Verkleiden in mittelalterlich-römische Kostüme und Kopfbedeckungen wurde ebenfalls angeboten und der Turnierplatz regte den Spieltrieb der anwesenden männlichen Teilnehmer an, sich unter großem Beifall im Ringestechen mit einer Lanze zu beweisen.
Natürlich sind nicht alle Informationen und Geschichten, die Astrid Machuj vermittelt hat, aufgelistet. Deshalb sollen die beigefügten Fotos noch weiteren Aufschluss über diesen erlebnisreichen Nachmittag bieten.
Die Kulturkreisler sahen mit Freude, dass die Teilnehmer die Führung begeistert angenommen hatten und dass dem Museumsverein, vertreten durch die liebenswerte Astrid Machuj, großes Lob ausgesprochen wurde. Dem konnte sich der Veranstalter von Herzen anschließen.
Für den SüdWestWind und die Kulturkreisler
Ursula Schlößer
Fotos: Monique Roden, Maria Pfordt, U. Schlößer, M. Schlößer