F.I.S.T.

Gewaltpräventionsprojekt F.I.S.T.
(First I Start Thinking!)

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Problemstellung in Bergheim und Umgebung

Bisherige Projekte gegen Gewalt haben kaum Wirkung gezeigt, da sie meist nur von den Falschen wahrgenommen wurden. Auf Umsatz wird meist in Vereinen mehr Acht gelegt als auf den Schüler selbst. Das Training ist meist nicht persönlich und kaum individuell und viele Trainingsvereine bauen mehr Aggressionen auf, als sie abzubauen. Viele Vereine sind meist an Traditionen oder Vorschriften von den Organisationen gebunden und sind deswegen meist sehr „unflexibel“. Jugendliche erkennen nicht ihren möglichen Nutzen für die Gesellschaft und Ziellosigkeit breitet sich immer weiter aus. Arbeit wird nur noch als Notwendigkeit empfunden. Filme, Spiele und Internet verkaufen Brutalität als Mittel, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Gewaltverherrlichung nimmt ständig zu und Begriffe wie Ehre und Männlichkeit werden missverstanden.

Das Programm

Durch professionelles Training soll den Mitgliedern beigebracht werden, für ihre Ziele zu kämpfen. Die Kunst des Kampfes soll als die Kunst unterrichtet werden, mit der man keinen Konflikt lösen sollte. Kinder sollen lernen, in Gefahrensituationen laut auf sich aufmerksam zu machen. Durch die Distanzlehre soll den Teilnehmern vermittelt werden, wie man sich in gefährlichen Situationen selbstbewusst und dennoch deeskalierend verhalten sollte. Den Schülern soll vermittelt werden, dass jede Form von einem physischen Kampf ein verlorener Kampf ist. Jugendliche sollen ihr Verantwortungsbewusstsein stärken und Mut zur Lücke entwickeln. Nicht das Training des Körpers sollte im Vordergrund stehen.

Die Motivation sollte in 3 Richtungen laufen:

  • Auftritte sollen allen Mitgliedern offen stehen, um das Erworbene zu präsentieren und sich von der Allgemeinheit abzusetzen und so vielleicht andere von einem anderen „Weg“ zu überzeugen
  • Ausbildungschancen sollen erhöht werden z.B. durch Urkunden und Ausbildungen durch den Sportbund
  • Ausflüge sollen nicht nur als „Freizeitspaß“ genutzt werden, sondern auch den Teilnehmern vermitteln, dass es mehr gibt und dass die Möglichkeiten für jeden, der sich anstrengt, zu Verfügung stehen

Der Trainer

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Sina Ghasemi Pirouz (Ryu), geboren am 24.01.1991, sammelte Kampfsport- und Selbstverteidigungserfahrungen in AVCI Wing-Tsun, Thai-Boxen, Bodenkampf, Capoeira, Leung Ting Wing-Tsun, Tai-Bo, Kyokushin/ Sen Ryu Karate, traditionelles Kung-Fu, Waffenkampf und Taekwondo.

Qualifikationen:

  • Sporthelferschein (KLEQZ) bestanden am 12.03.2008
  • Praktika im Bereich der Sportmedizin und Physiotherapie
  • Gruppenhelferschein II (KLEQZ) bestanden am 14.09.2008
  • Übungsleiterschein für Wing-Tsun (EWTO) bestanden am 12.04.2009
  • Übungsleiterschein C (KLEQZ) bestanden am 29.04.2009

Trainererfahrungen:

  • seit dem 15. Lebensjahr Erteilung von Privatunterricht in Kampfsport/Selbstverteidigung
  • mit 16 Gründung einer Kampfsport-/Selbstverteidigungs-AG am Gutenberg-Gymnasium Bergheim
  • unterrichtet Kung-Fu im Jugendzentrum und seit einiger Zeit in der Fitness-Fabrik Elsdorf Tai-Bo
  • unterrichtet in Bergheim Wing Tsun und in der ASG Elsdorf die XMA-Gruppe (Extreme-Martial-Arts)
  • Tätigkeit als ehrenamtliche Hilfskraft im Jugendzentrum Bergheim und als Teamer bei Ferienfreizeiten (Naturbewegt e.V.)
  • stellvertretender Leiter der Menschenrechts-AG am Gutenberg-Gymnasium
  • leitet Gewaltpräventionsprojekte in allen 3 Grundschulen der Gemeinde Elsdorf

Übungsbeispiele

Durch authentische Rollenspiele soll das „richtige“ Verhalten im Notfall geschult und trainiert werden. Durch akrobatische Übungen kann man die Teilnehmer am schnellsten motivieren, da der Erfolg und der Fortschritt schnell für die Teilnehmer sichtbar wird. Durch die Distanzlehre lernen die Schüler ab welchen Abstand sie vor gegnerischen Angriffen nicht erreichbar sind. Realistische Selbstverteidigung schenkt den Teilnehmern Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein um in Gefahrensituationen Zivilcourage zu beweisen. Ausflüge zu anderen Trainingsorten schulen die Integrationsfähigkeiten der Teilenehmer.

Das regelmäßige Sparring (lockeres Kampftraining mit Schutzausrüstung) mit dem Trainer hat drei entscheidende Vorteile:

  • Die Schüler können mit voller Kraft kämpfen und dass mit einer geringen Verletzungsgefahr.
  • Die Teilnehmer kämpfen nicht um zu siegen, sondern um ihre eigenen Grenzen zu finden.
  • Durch diese Trainingsmethode bekommen die Schüler Angst und Respekt vor unbekannten Personen, da sie nun befürchten, dass diese Personen vielleicht auch Kampfkünstler sein könnten.

Infos über die bisherige Testphase, 20. Mai – 15. Juli 2010

Es gibt 7 Teilnehmer aus der Stufe 8 der Erich Kästner-Hauptschule Bergheim. Die Teilnehmer, ausgewählt durch die Schulleitung bzw. den Sozialpädagogen Michael Broich, kommen aus einkommensschwachen Familien und sind schon mehrmals aufgrund von Gewaltdelikten aufgefallen. Das Training findet grundsätzlich im Jugendzentrum Bergheim donnerstags von 13.30-15.30 Uhr statt. Darüber hinaus finden 2 Lehrgänge in Bergheim außerhalb der oben genannten Zeiten statt. Es werden auch 2 Ausflüge stattfinden (Behindertensport und XMA-Elsdorf). Für die Schüler herrscht Anwesenheitspflicht. Zusätzlich wurden von den Eltern der Teilnehmer Einverständniserklärungen unterschrieben.

Den Schülern soll weniger das Gefühl vermittelt werden, dass dies nur eine Strafe für sie sei; ihnen soll gezeigt werden, dass sich ihr Umfeld um sie sorgt und dass dieses Projekt eine große Chance für sie sei, um zukünftig ihre Konflikte auf bestmögliche Art und Weise zu lösen. Den Schülern gegenüber zeige ich mich einerseits als Freund, um ihr Vertrauen zu gewinnen und andererseits als Feind, wenn es darum geht, ihnen zu zeigen, dass Grenzen und Regeln einzuhalten sind. Die Schüler können z.B. ein gemeinsames Essen gewinnen, wenn ALLE eine Bestimmte Aufgabe erfolgreich absolvieren. Die ganze Gruppe büßt immer für ihre Fehler (egal ob es einer oder alle waren). Durch 3 sehr engagierte Assistenten ist es mir möglich, auf die Schüler individuell einzugehen und mich mit ihren Problem einzeln auseinander zu setzen. Die Kosten des Projekts zahlt die Steinbornstiftung. Ich wünsche mir sehr, dass wir den Schülern auch Nebenjobs nach erfolgreich absolviertem Projekt anbieten könnten (oder nur für den besten, als Motivation).

Den Teilnehmern werden im Training bestimmte Konfliktsituationen vorgespielt, woraufhin die ganze Gruppe diskutiert, wie man sich in einem solchen Falle am besten verhält. Den Schülern soll nicht ständig vorgehalten werden, was sie in der Vergangenheit falsch gemacht haben (das gäbe ihnen nur das Gefühl, dass man sie nur strafen will). Durch das Erlernen der wahren Bedeutung von Ehre, Männlichkeit und Respekt können die Teilnehmer in Zukunft eigenständig Lösungen und Alternativen finden, bei denen sie keine Gewalt nutzen, um z.B. Anerkennung zu gewinnen. Die Schüler sehen das Projekt bislang als eine große Chance und haben sogar selbständig entschieden, dass das Training, welches am Fronleichnam stattfinden sollte, auf Freitag, den 04.06.2010 verschoben wurde. Alles in Allem sehe ich in einigen Schülern ein enorm hohes Potential zur Umkehr in einen gewaltfreien Alltag. Ich denke, dass die Schüler am meisten zum Überdenken ihrer bisherigen Einstellung angeregt wurden, weil ich selbst meine kämpferischen Fähigkeiten der Außenwelt nicht zeige und sie auch nie missbraucht habe.

Projektleiter: Sina Ghasemi Pirouz (Ryu)

Da das Projekt großen Erfolg für alle bewies, wird es von nun an höchstwahrscheinlich jedes Halbjahr mit einer neuen Gruppe, die von dem Sozialpädagogen M. Broich ausgewählt wird, stattfinden. Anfragen nehmen wir gerne über unsere Webseite entgegen und leiten Sie an den Kursleiter weiter.

Aktuelle Neuigkeiten zum Projekt finden Sie auch in der entsprechenden Rubrik hier in unserem SüdWest-Blog.